Marktreport Erstellt am  22. August 2024
Silber: Im Schlepptau des grossen Bruders nach oben
Edelmetalle sind en vogue
Allen voran Gold. Schließlich stiehlt Gold mit seinem neuerlichen Allzeithoch von rund 2.525 Dollar je Feinunze erneut allen anderen Edelmetallen die Show. Doch auch Silber hat eine Menge zu bieten: Zwar ist das weiße Edelmetall noch weit von seinem historischen Rekordstand von 48,70 Dollar aus dem Jahr 1980 entfernt. Doch seit Jahresbeginn hat sich Silber um rund 25 Prozent verteuert und stellt damit selbst seinen großen Bruder in den Schatten. Gold schaffte seither nämlich „nur“ ein Plus von etwa 22 Prozent.
Fed dürfte zusätzlichen Rückenwind verleihen
Beiden Edelmetallen spielt die greifbar nahe Zinswende in den USA in die Karten. Laut FedWatch Tool der Chicagoer Terminbörse CME liegt die Wahrscheinlichkeit, dass die US-Notenbank Fed ihren Leitzins im September um 25 Basispunkte senken wird, aktuell bei 76 Prozent. Einer Zinssenkung um einen halben Prozentpunkt wird eine Wahrscheinlichkeit von 24,5 Prozent zugemessen. Da weder Gold noch Silber regelmäßige Zinsen oder sonstige laufenden Erträge abwerfen, wie es beispielsweise bei Aktien und Anleihen der Fall ist, wirkt sich eine Lockerung der Geldpolitik traditionell positiv auf deren Preisentwicklung aus.

Doch wie viel Luft nach oben hat Silber nach der zurückliegenden Rally nun noch? Geht es nach dem Gold-Silber-Verhältnis, könnte Silber durchaus noch Potenzial haben. Die Gold-Silber-Ratio gibt an, wie viele Unzen Silber nötig sind, um eine Unze Gold zu kaufen. Aktuell weist dieses Verhältnis ein Niveau von 85 auf, seit der Jahrtausendwende liegt die Spanne zwischen 50 und 70. Stieg das Gold-Silber-Verhältnis weit über das obere Ende dieses historischen Durchschnitts, kehrte es in der Regel wieder auf den Mittelwert zurück. Selbst ein Wert von 70 entspricht bei einem aktuellen Goldpreis von 2.520 Dollar einem Silberpreis von 36 Dollar je Feinunze – und damit gut 20 Prozent mehr, als Händler derzeit zahlen.
Edelmetall der Energiewende
Anders als Gold ist Silber ein Metall, das auch stark von der Industrie nachgefragt wird. Insgesamt gehen knapp 60 Prozent des verkauften physikalischen Silbers in die Industrie. Zum Vergleich: Beim Gold sind es nur rund zehn Prozent. Dies bedeutet auch: Die Richtung des Silberpreises wird vergleichsweise stark von der konjunkturellen Entwicklung bestimmt. So können sich etwa wirtschaftlich herausfordernde Zeiten entsprechend negativ auf den Preis auswirken. Andererseits können sich Zinssenkungen aufgrund ihrer konjunkturbelebenden Wirkung besonders positiv auf den Silberpreis auswirken.

Insgesamt ist der Silber-Nachfragetrend intakt – nicht nur, aber vor allem auch aufgrund der Energiewende: Da die Solarenergie mit einer installierten Kapazität von 440 Gigawatt im vergangenen Jahr 2023 zu den am schnellsten wachsenden erneuerbaren Energiequellen gehörte und Silber dank der extremen elektrischen Leitfähigkeit ein Schlüsselbestandteil der Photovoltaik-Zellen ist, sind die Aussichten für die industrielle Nachfrage außerordentlich positiv. 2023 stand der PV-Sektor bereits für rund 16 Prozent des weltweiten Silberbedarfs.

Aber auch abseits neuer Energien bleibt Silber gefragt. Fast jeder Computer, jedes Mobiltelefon, jedes Auto und jedes Haushaltsgerät enthält das chemische Element mit der Ordnungszahl 47. „Von elektrischen Schaltern und Solarpaneelen bis hin zu chemischen Katalysatoren ist Silber ein wesentlicher Bestandteil in vielen Branchen“, bringt das Silver Institute die Lage auf den Punkt. „Seine einzigartigen Eigenschaften machen es fast unmöglich, es zu ersetzen, und seine Verwendungszwecke umfassen ein breites Spektrum von Anwendungen.“
Marktdefizit in vier aufeinander folgenden Jahren
Der stetig steigenden Nachfrage steht ein stagnierendes oder sogar leicht rückläufiges Angebot gegenüber. Silber wird wie die meisten anderen Metalle in Minen abgebaut. Es gibt aber nur sehr wenige reine Silberminen; etwa 70 Prozent des geförderten Silbers stammt aus Minen, in denen das Edelmetall nur als Nebenprodukt anfällt. Zudem führen soziale Unruhen und Streiks in den Bergbauunternehmen immer wieder zu Produktionsausfällen.

Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass der Markt in den letzten drei Jahren ein Angebotsdefizit verzeichnete – mit einem Rekorddefizit von 253 Millionen Unzen im Jahr 2022 und dem zweithöchsten Fehlbetrag im vergangenen Jahr (194 Millionen Unzen). In diesem Jahr erwartet das Silver Institute ein Angebotsdefizit von 215 Millionen Unzen.

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