DER GOLDSTANDARD
Wie der Goldstandard die Währung stabilisierte.
WAS IST DER GOLDSTANDARD?
Der Goldstandard ist eine Währungsordnung, bei der die Währung entweder aus Goldmünzen oder aus Banknoten besteht, die in Gold eingetauscht werden können. Geprägtes Gold kann dabei direkt als Geld fungieren. Ein Goldstandard existiert aber auch, wenn eine Notenbank einen festen Kurs für den Umtausch von Banknoten ihrer Währung in Gold garantiert und zu jeder Zeit zum Umtausch in der Lage ist. Beim reinen Goldstandard entspricht die Geldmenge eines Landes dem Wert des monetär genutzten Goldbestandes dieses Landes. Ein Beispiel aus der jüngeren Geschichte ist das Bretton-Woods-System von 1944 bis 1971, das nach dem Ort Bretton Woods im US-Bundesstaat New Hampshire benannt wurde. Dort kamen 1944 die Finanzminister und Notenbankchefs von 44 Staaten der späteren Siegermächte des Zweiten Weltkriegs zusammen, um das Abkommen zu unterzeichnen. Die Bundesrepublik Deutschland trat dem System 1949, im Jahr ihrer Gründung, bei. Das Abkommen diente der Neuordnung der Weltwirtschaft und bildete die Grundlage für eine neue globale Währungsordnung mit festen Wechselkursen. Die Mitgliedsstaaten erklärten sich bereit, ihre Wechselkurse im Verhältnis zum US-Dollar zu stabilisieren. Als Leitwährung war der US-Dollar an einen festen Goldpreis gekoppelt.
WARUM WURDE DER GOLDSTANDARD ABGESCHAFFT?
Seit Mitte der 1960er-Jahre war die Golddeckung des Dollars aber nicht mehr gewährleistet und aus dem Gold-Dollar-Standard war de facto ein Dollarstandard geworden. Mit der Zeit spiegelten sich unterschiedliche Produktivitätsentwicklungen in einer realen Verzerrung der Wechselkurse wider, was sich destabilisierend auf das System auswirkte. Der damalige US-Präsident Richard Nixon stoppte am 15.08.1971 die nominale Goldbindung des US-Dollar.
WARUM GIBT ES KEINEN GOLDSTANDARD MEHR?
Ökonomen geben zu bedenken, dass ein Goldstandard heute nicht mehr den Erfordernissen einer modernen Wirtschaft genügen würde. Den Wert einer Währung an die schwankende Verfügbarkeit eines Rohstoffs zu binden, ist aus ihrer Sicht nicht sinnvoll. Da der Goldstandard die Geldmenge bestimmt, gibt es nicht mehr viel Spielraum für die Notenbanken, mit ihrer Geldpolitik die Wirtschaft zu stabilisieren. So dehnen heute Notenbanken beispielsweise die Geldmenge aus, um große Wirtschaftskrisen zu verhindern. Dies wäre beim Goldstandard nicht möglich.
WIRD DER GOLDSTANDARD WIEDER EINGEFÜHRT?
Dies ist eher unwahrscheinlich. Der Goldstandard hat den Nachteil, dass die Bindung einer Währung an Gold eine flexible oder gar expansive Geldpolitik nicht möglich macht. Zudem hat das Bretton-Woods-System gezeigt: Wenn nicht genügend Gold zur Deckung einer Währung vorhanden ist, ist das Scheitern vorprogrammiert. Experten haben herausgefunden, dass der Preis für 1 Unze Gold inzwischen bei mehr als 100.000 USD liegen müsste, um die heutige US-Geldmenge vollständig abzudecken. Zum Vergleich: Im Bretton-Woods-System war der Preis für 1 Unze Gold bei 35 USD fixiert.
VON WANN BIS WANN GAB ES DEN GOLDSTANDARD?
Den klassischen Goldstandard gab es von 1871 bis 1914 – und damit noch vor dem Bretton-Woods-System, das von 1944 bis 1971 galt. Der Goldstandard hatte sich bereits 1870 weltweit durchgesetzt und war ab 1880 in den Industriestaaten das anerkannte System geworden. Im Zentrum stand die Garantie stabiler Wechselkursraten für die Umtauschbarkeit nationaler Währungen in Gold. Trotz des Fehlens strenger fiskal- und geldpolitischer Vorgaben gewährleistete die überwiegend stabilitätsorientierte Politik der wichtigen europäischen Mitgliedstaaten Frankreich, Deutschland und Großbritannien ein im Großen und Ganzen reibungsloses Funktionieren des Goldstandards bis zum Ersten Weltkrieg. Nach dem Aufleben des Goldstandards nach dem Zweiten Weltkrieg markierte die Beendigung der nominalen Goldbindung an den Dollar 1971 durch US-Präsident Richard Nixon das Ende des Goldstandards.
WAS IST DER UNTERSCHIED ZWISCHEN GOLDSTANDARD UND GOLDDECKUNG?
Goldstandard ist nicht mit Golddeckung gleichzusetzen. Als Golddeckung bezeichnet man die Deckung der umlaufenden Banknoten in einer fixen Quote durch Goldreserven der Notenbank. Hintergrund: Früher war man der Auffassung, die Menge des umlaufenden Geldes müsse durch die entsprechende Menge an Gold im Besitz des Staates oder der Banken abgesichert sein. Nach dem deutschen Bankgesetz von 1875 musste z. B. ein Drittel des Betrags der umlaufenden Banknoten der Reichsbank durch Gold abgedeckt sein. Der Goldstandard ist hingegen ein internationales Währungssystem, innerhalb dessen die einzelnen nationalen Währungen auf der Basis von Gold standardisiert sind. Die Art und Ausgestaltung der jeweils angewendeten Deckungsvorschriften können dabei aber unterschiedlich sein.
WELCHE VORTEILE HAT DER GOLDSTANDARD? WELCHE NACHTEILE?
Die Vorteile sind eine hohe Geldwertstabilität, stabile Wechselkurse und ein hohes Vertrauen in andere Währungen. Zudem sind Währungen leicht tauschbar, da Wechselkurse festgeschrieben sind. Ein entscheidender Nachteil ist, dass die Notenbank nicht mehr den Spielraum hat, mit ihrer Geldpolitik – etwa durch expansive Geldpolitik – die Wirtschaft zu stabilisieren. Und wenn Anleger aus kriselnden Währungen fliehen und sich ihr Vermögen in Gold auszahlen lassen, müssten Notenbanken in Krisenzeiten sogar die Zinsen erhöhen, um ihre Währung attraktiver zu machen – dies ist für die Wirtschaft kontraproduktiv.