Marktreport Erstellt am  10. August 2023
Silber - Die Zeitwende ist in Sicht
Ohne Silber ist die laufende Energiewende nicht möglich, der Bedarf nach dem Edelmetall dürfte weiter kräftig steigen. Auf der anderen Seite zieht die Fördermenge nicht gleich schnell mit. Für Anleger mit Weitblick eröffnen sich daher gute Chancen.
Der Blick auf den Kursverlauf bei Silber lässt nach wie vor nur wenig Freude aufkommen. Bereits seit drei Jahren pendelt die Feinunze in einer breiten Spanne zwischen rund 18 Dollar auf der Unterseite und maximal 30 Dollar Richtung Norden. Zumindest in der jüngeren Vergangenheit gab es überwiegend positive Signale. Seit dem letzten Tief im August 2022 wurden Rücksetzer immer früher zum Einstieg genutzt, auch der viel beachtete 200-Tage-Durchschnitspreis zeigt seit Jahresbeginn wieder aufwärts. Mittelfristig ist der Trend somit positiv und der Druck auf die erste größere Hürde um 26/27 Dollar nimmt zu. Gerade der jüngste Rücksetzer bis an den 200er-Mittelwert ist daher aus taktischer Sicht als interessante Chance für Anleger zu sehen, die stärker auf die Markttechnik achten.
Silber mit Rekord-Angebotsdefizit
Aber auch aus dem fundamentalen Blickwinkel wären anziehende Notierungen auf Sicht der kommenden Monate durchaus zu rechtfertigen. Im vergangenen Jahr wurde mit knapp 238 Millionen Feinunzen ein Rekord-Angebotsdefizit gemessen. Auch dieses Jahr wird sich die globale Verfügbarkeit nicht wesentlich verändern. Prognosen des Branchendienstes Silver Institute droht ein Defizit von 142 Millionen Unzen, dies wäre das zweithöchste in gut 20 Jahren. Für Fantasie sorgt vor allem der anhaltende Boom in der Solarindustrie. Aufgrund seiner besonderen physikalischen Eigenschaften im Bereich der Leitfähigkeit ist das Edelmetall ein unverzichtbarer Rohstoff von Silizium-Solarzellen. Neue, noch leistungsfähigere Anlagen benötigen aktuellen Forschungen zufolge noch größere Mengen des begehrten Rohstoffs. Auch dank der massiven Fördermaßnahmen in der EU und den USA verzeichnet der Solarsektor seit Jahren eine schnell wachsende Nachfrage.

Obwohl der Verbrauch 2023 wahrscheinlich einen Rekordwert von 161 Millionen Unzen erreichen wird, fällt der Anteil der Solarbranche an der Gesamtnachfrage mit rund 14 Prozent noch überschaubar aus. Mittelfristig dürfte die Quote kräftig steigen: Perspektivisch könnten mit der höheren Nachfrage aus der Photovoltaikindustrie auch die Nachfrageschwankungen abnehmen, da viele Projekte staatlich gefördert werden und nicht so sehr den Konjunkturschwankungen unterliegen.
Geringe Gewinnspannen belasten die Produktion
Verschärft wird die Lage durch die Tatsache, dass die Gewinnspannen bei Silber vergleichsweise gering ausfallen und Minen somit wenig Anreize haben, die Produktion zu steigern. Ohnehin fällt Silber meist nur als Nebenprodukt bei der Kupfer- und Goldminenproduktion an. Kurzfristig könnten bereits Arbeitskonflikte in Mexiko das Angebot im zweiten Halbjahr beeinträchtigen. So ist die Penasquito-Mine von Newmont die zweitgrößte Silbermine der Welt. Aktuell ist unklar, ob der Betrieb im zweiten Halbjahr wieder aufgenommen wird. Schätzungen von Heraeus zufolge würden etwa 20 Millionen Unzen Silberproduktion oder 2,4 Prozent der weltweiten Minenproduktion verloren gehen, wenn die Mine für den Rest des Jahres geschlossen bleibt.

Steigende Preise sind daher auch aus fundamentaler Sicht durchaus zu rechtfertigen. Anleger sollten aber auch die Risiken beachten: Kühlt sich aufgrund der strafferen Geldpolitik der Notenbanken die Konjunkturdynamik vor allem in den Industrieländern weiter ab, dürfte auch die Nachfrage aus der Industrie nach Silber geringer ausfallen. Erst in dieser Woche fielen die Zahlen zum Außenhandel Chinas wesentlich schlechter aus als erwartet. Somit könnte ein Ausbruch aus der zähen Seitwärtsspanne durchaus noch auf sich warten lassen.

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