Zuletzt konnte Silber von der sich abzeichnenden angespannten Lage auf dem Weltmarkt nicht profitieren und kostet so viel wie im Durchschnitt der vergangenen 200 Handelstage. Entscheidend für den weiteren Weg sind die konjunkturellen Aussichten.
Auch wenn an den Aktienmärkten seit einigen Wochen eine bemerkenswerte Sorglosigkeit herrscht und Angstbarometer so tief notieren wie seit einigen Jahren nicht mehr, dominieren doch Befürchtungen vor einer schärferen Konjunkturabkühlung. Da bei Silber die Industrienachfrage rund die Hälfte der Gesamtnachfrage ausmacht, reagiert der Preis stärker auf die Wirtschaftsentwicklung als Gold.
Zuletzt trübten sich die Aussichten in zahlreichen Industrie-Nationen spürbar ein. So liegt der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe in Deutschland bereits seit rund zwölf Monaten unterhalb der Wachstumsschwelle, die Industrie steht fast vor einer Depression. Verhindert wird ein stärkerer Konjunkturrückgang derzeit nur noch durch den robusten Dienstleistungssektor. Auch in Europa ist höchstens ein geringes Wachstum der Wirtschaft zu erwarten, etwas besser ist derzeit noch die US-Konjunktur aufgestellt. Doch auch hier flacht die Dynamik ab und die beispiellosen Zinserhöhungen der Währungshüter entfalten langsam ihren bremsenden Effekt auf die Realwirtschaft.
Engpässe in der Solarindustrie?
Prognosen des Silver Institute zufolge dürfte die Industrienachfrage in diesem Jahr noch ein leichtes Plus aufweisen. Besonders die Solarindustrie ist stark auf Silber angewiesen. Das Edelmetall ist ein unverzichtbarer Rohstoff im Bereich der Kontaktflächen und Leiterbahnen. Silber kommt auf einen Preisanteil von rund zehn Prozent bei der Solarzellenproduktion. Nicht nur in China sind die Neuinstallationen von Solarpaneelen kräftig gestiegen, auch außerhalb des Landes boomt die Nachfrage nach erneuerbaren Energien. So verlangt die in der EU kürzlich beschlossene „Erneuerbare-Energien-Richtlinie“, den Anteil der erneuerbaren Energien bis 2030 auf 45 Prozent zu erhöhen. Bisher lagen die Vorgaben bei 32,5 Prozent.
Hält der Boom an, könnten Befürchtungen vor Versorgungsengpässen aufkommen. Eine Studie von Wissenschaftlern der Universität von New South Wales kommt zu dem Ergebnis, dass Solarhersteller bis 2027 wahrscheinlich mehr als 20 Prozent des aktuellen jährlichen Silberangebots benötigen. Kupfer stellt zwar als Ersatz für Silber eine wesentlich günstigere Alternative dar. Die Forschung steht aber erst am Anfang. Zudem führt das staatlich geförderte Wachstum der Solaranlagen zu einer beständig hohen und lange anhaltenden Nachfrage.
Silberdefizit droht
Bleibt eine stärkere Konjunkturabkühlung aus, dürfte der Silberbedarf in den kommenden Jahren eher steigen. Auf der anderen Seite zieht die Minenproduktion nur leicht an, wobei hier viel Unsicherheit besteht. Länger andauernde soziale Unruhen in Peru könnten dazu führen, dass die primäre Silberproduktion dieses Jahr sinkt. Das Land produzierte 2022 rund 13 Prozent des weltweiten Angebots und ist nach Mexiko und China der drittgrößte Silberproduzent der Welt. Global betrachtet droht somit ein hohes Defizit und die kumulierten Überschüsse der vorherigen elf Jahre verringern sich dadurch deutlich.
Seit Jahresbeginn liegt das „Gold des kleinen Mannes“ allerdings leicht im Minus. Aktuell steht die Feinunze im Bereich der viel beachteten 200-Tage-Linie, die erfahrungsgemäß einen stabilisierenden Effekt ausübt. Mittel- bis Langfristig sind neue Richtungsentscheidungen hingegen vorerst kaum zu erwarten. Auf der Südseite verläuft eine breite Nachkaufzone um 18/20 Dollar, Richtung Norden liegt der korrespondierende Bereich um 26 und 28/30 Dollar. Attraktiv erscheint Silber derzeit aber im Vergleich zu Gold. Auskunft darüber gibt die Gold-Silber-Ratio: Aktuell sind 85 Unzen Silber nötig, um eine Unze Gold zu erwerben. In den vergangenen Jahrzehnten lag der Wert im Mittel bei rund 60. Silber dürfte aber nur dann relative Stärke zeigen, wenn die Konjunktursorgen wieder nachlassen.
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