Marktreport Erstellt am  8. September 2022
Silber: 2023 könnte sich das Blatt wenden
Die wieder schlechtere Stimmung an den Finanzmärkten schlägt auch auf Silber durch. Investoren ziehen sich aus ETFs zurück und der Silberpreis sackte zuletzt auf das tiefste Niveau seit Sommer 2020 ab. Langfristig könnte sich der Schwächeanfall aber für mutige Anleger auszahlen.
Bereits seit einigen Wochen weisen der Preis für das Edelmetall und der Aktienmarkt einen recht hohen Gleichlauf auf. Wieder verstärkt aufkommende Konjunktursorgen belasteten zuletzt wieder die Dividendenwerte und drückten auch Silber auf ein neues Verlaufstief. Erstmals seit Juli 2020 gab es die Feinunze zuletzt wieder für weniger als 18 Dollar. Auch längerfristig ausgerichtete Akteure sehen derzeit offenbar kaum Erholungspotenzial.
Silber überverkauft?
So sind die gesamten Silber-ETF-Bestände in den ersten acht Monaten des laufenden Jahres um gut 3.500 Tonnen auf 23.670 Tonnen gefallen. Besonders im August zog die Abgabebereitschaft kräftig auf knapp 600 Tonnen an. Spekulative Akteure am Terminmarkt haben ihre Future-Bestände wieder auf Netto-Short gedreht, was aber auf dem Niveau eher für eine Erholung spricht. Auch die Markttechnik signalisiert einen überverkauften Zustand.

Hinzu kommt ein starker Dollar, der den Silberpreis belastet. Der Euro-Dollar-Wechselkurs ist unter die Parität gerutscht und hat ein 20-Jahrestief markiert. Da Silber in Dollar notiert, wird das Edelmetall in Euro oder anderen Fremdwährungen teurer, was tendenziell die Nachfrage weltweit dämpft.

Zuletzt gab es Silber gut sechs Prozent günstiger als im Durchschnitt der vergangenen 21 Handelstage. Auf ähnliche Extremwerte Mitte Mai und Juli folgte jeweils eine technische Gegenbewegung von rund zehn Prozent. Übertragen auf die aktuelle Ausgangslage erscheint daher ein kurzfristiger Preisaufschwung aus technischer Sicht durchaus möglich.
Konjunktur bremst Silbernachfrage aus
Hingegen bleiben die mittelfristigen Perspektiven durchwachsen. Seit Einführung des Euros war die Inflation noch nie höher als im August. Inzwischen greift der Preisaufschwung auf immer weitere Bereiche über und dämpft so die Konsumbereitschaft. Notenbanken wie die EZB und Fed werden daher weitere Leitzinsanhebungen vornehmen, um die Inflationsdynamik zu bremsen.

Unternehmen leiden zunehmend unter den steigenden Preisen, was sich negativ auf die Gewinnmargen auswirkt. Es wäre daher nicht überraschend, wenn die Silbernachfrage aus der Elektro- und Elektronikindustrie dieses Jahr ausgebremst wird, nachdem es im Vorjahr noch einen Anstieg von zehn Prozent gab. Im zweiten Quartal 2022 etwa sanken die Smartphone-Auslieferungen bereits das vierte Quartal in Folge.

Für die Fertigung von Solarzellen wird Silber als Rohstoff ebenfalls kräftig nachgefragt. Die aus diesem Bereich stammenden Photovoltaik-Anlagen machen rund zehn Prozent der weltweiten Silbernachfrage aus. Sie wird durch das sich abzeichnende schwächere Wachstum belastet. Hinzu kommt, dass Photovoltaik-Anlagen aufgrund von Lieferproblemen ohnehin sehr teuer geworden sind. Diese Entwicklung belastet künftige Photovoltaik-Anwendungen, allerdings werden solche Projekte von Regierungen weltweit gefördert, was auch die Nachfrage nach Silber stützt.
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