Platin steht vor einer Richtungsentscheidung, sowohl aus technischer als auch aus fundamentaler Sicht. Bereits in den kommenden Tagen könnten erste Fakten geschaffen werden, mittelfristig bleibt die Lage aber ebenfalls spannend.
Palladium und Platin haben Anleger in den ersten sechs Monaten 2022 wenig Freude bereitet. Zunehmende Nachfragesorgen aufgrund der weltweiten Konjunkturabkühlung belasteten die Preise. Beide Edelmetalle liegen im Minus, wobei die Abschläge bei Platin mit gut sechs Prozent etwas kräftiger ausfallen. Aus technischer Sicht lohnt es sich, aber gerade jetzt genau hinzuschauen. Das aktuell erreichte Preisniveau von rund 900 Dollar wurde seit September 2021 bereits drei Mal angelaufen.
Anschließend folgte auf Sicht von wenigen Wochen ein Anstieg von mindestens 15 Prozent, wobei der Kurs häufig die 200-Tage-Linie ansteuerte. Aktuell verläuft der langfristige Signalgeber leicht fallend bei rund 1.000 Dollar, das Potenzial liegt somit bei rund zehn Prozent. Mutige Akteure dürften die Chance nutzen, da Long-Positionen aufgrund der markanten Nachfragezone zwischen 890 bis 900 Dollar eng abgesichert werden können.
Platin leidet bereits unter Konjunkturrisiken
In welche Richtung der nächste Preisausschlag erfolgen wird, hängt neben der allgemeinen Risikobereitschaft am Markt natürlich auch von fundamentalen Einflussfaktoren ab. Die hohen Energiepreise der vergangenen Wochen treiben die Inflation und zwingen die Notenbanken zu einer strafferen Geldpolitik. Auf vergleichbare Preisschocks folgten in der Vergangenheit nicht selten Rezessionen.
Rückläufige Einkaufsmanagerdaten sowie die Inversion der US-Zinskurve untermauern die Befürchtung, dass der Weltwirtschaft schwierige Zeiten bevorstehen. Rund 40 Prozent der globalen Platinnachfrage fallen auf den konjunktursensiblen Automobilsektor. Zugleich wirken sich die bestehenden Chip- und Lieferkettenprobleme negativ auf die Lkw- und Autoproduktion aus.
Diese durchweg eher negativen – aber zum Großteil auch schon länger bekannten und wohl eingepreisten Belastungsfaktoren – stehen zugleich positive Kurstreiber gegenüber. So wird Platin inzwischen zunehmend in Katalysatoren für benzinbetriebene Autos verwendet, statt wie bisher überwiegend in Dieselfahrzeugen. Es wird damit zum Ersatz für Palladium, das mit rund 1.900 Dollar pro Unze fast doppelt so teuer ist. Auch bei der Energiewende wird Platin benötigt. Vor allem die Wasserstoffwirtschaft dürfte mittel- bis langfristig die Nachfrage spürbar beeinflussen.
Angebotsüberschuss dürfte sinken
Zugleich gibt es eine zunehmende Unsicherheit auf der Angebotsseite. Rund zehn Prozent der weltweiten Produktion stammen aus Russland, die Lieferungen sind zumindest gefährdet. Der zuletzt von Analysten prognostizierte Angebotsüberschuss von rund 627.000 Unten in diesem Jahr könnte daher deutlich geringer ausfallen oder sogar vollständig absorbiert werden. Der Platinmarkt steht daher an einem möglichen Wendepunkt, nicht nur aus technischer Sicht.
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