Nach zwei Jahren mit Angebotsüberschüssen deutet sich auf dem globalen Platinmarkt eine Zeitenwende ab, die sogar über mehrere Jahre anhalten könnte. Die Preisdifferenz zu Palladium dürfte weiter sinken.
Während im ersten Quartal an den Aktienmärkten hohe Kursgewinne erzielt wurden, fällt die Bilanz für die vier großen Edelmetalle bisher durchwachsen aus. Gold profitierte als sicherer Hafen sowie von der sich abzeichnenden geldpolitischen Wende in den USA und liegt nach elf Prozent Zuwachs im Bereich der Rekordzone. Das konjunktursensiblere Silber verteuerte sich um drei Prozent, während Palladium mit 1.500 Dollar je Feinunze rund 19 Prozent günstiger zu haben ist. Platin reiht sich auf dem dritten Rang mit minus fünf Prozent ein. Zuletzt setzte sich der Preis wieder von der 1.000 Dollar-Schwelle nach oben ab, die zugleich das umsatzstärkste Preisniveau seit Sommer 2019 darstellt.
Ein größeres Signal der Schwäche würde erst unter 900 Dollar vorliegen. Hingegen ist auf der Oberseite mindestens Luft von rund neun Prozent bis etwa 1125 Dollar. Ein Anstieg darüber hinaus würde wahrscheinlich die Schiebephase seit Sommer 2021 beenden und erhöhte Aufmerksamkeit entfachen. Solange dies nicht der Fall ist, ist vorerst mit einer Fortsetzung der Seitwärtsbewegung zwischen 900 und 1125 Dollar zu rechnen.
Steigende Platinnachfrage
Dennoch lohnt es sich Plain im Blick zu behalten. Aufhorchen lässt vor allem eine neue Studie der World Platinum Investment Council (WPIC), bei der die Angebots- und Nachfragesituation bis 2027 analysiert wurde. Die Hoffnungen ruhen vor allem auf China, denn die Wirtschaft könnte nach der Abkühlung infolge der Corona-Maßnahmen wieder spürbar an Schwung gewinnen. Das Wachstumsziel liegt bei fünf Prozent, nach einem Plus von drei Prozent im Vorjahr.
So soll die Nachfrage aus der Automobilindustrie in diesem Jahr um zehn Prozent steigen. Um die stark gestiegenen Kosten zu dämpfen, wird Palladium in Katalysatoren verstärkt durch das günstigere Platin ersetzt. Palladium kostet trotz der deutlichen Verluste mit knapp 1500 Dollar weiterhin gut 400 Dollar mehr pro Feinunze als Platin. Weil Platin im Unterschied zu Palladium auch in Fahrzeugen mit Brennstoffzellen verwendet wird, dürfte der Trend anhalten.
Auf der Angebotsseite bestehen weiterhin beträchtliche Unsicherheiten wegen der sich verschlechternden Stromversorgung in den südafrikanischen Minen. Zwar könnte sich die Minenproduktion mittelfristig wieder erholen. Sollte die Weltwirtschaft aber nicht in eine Rezession tauchen ist zu erwarten, dass die Nachfrage wesentlich stärker zulegen wird als das Angebot.
Überholt Platin bald Palladium?
Nach zwei Jahren mit einem Angebotsüberschuss könnte der globale Platinmarkt daher ins Defizit rutschen. In diesem Jahr steigt die Nachfrage wahrscheinlich um 24 Prozent, das Angebot nur um drei Prozent. Nach Einschätzung der WPIC könnte der Platinmarkt sogar bis 2027 unterversorgt bleiben, wobei sich der Trend in den kommenden Jahren verstärken dürfte. Gemäß den Projektionen soll das Platinangebot ab 2024 stagnieren, während die Platinnachfrage kräftig zulegen wird. Entsprechend könnte sich das Angebotsdefizit sukzessive vergrößern und in vier Jahren knapp 1 Mio. Unzen erreichen. Sollte sich die Stromversorgung in den südafrikanischen Minen nicht signifikant verbessern, könnte das Angebotsdefizit in den kommenden Jahren noch wesentlich größer ausfallen.
Unter diesen Voraussetzungen dürfte sich die Preisdifferenz zu Palladium wie bereits in den Vormonaten weiter verringern. Bleiben größere konjunkturelle Schwächephasen aus, könnte Platin zu einer länger anhaltenden Aufwärtsbewegung ansetzen und Palladium sogar überholen.
Disclaimer
Dieser Beitrag ist ausschließlich für den Empfänger bestimmt. Die Inhalte dieses Beitrags dienen ausschließlich der Information. Der Beitrag berücksichtigt nicht die individuellen Anlageziele, die finanzielle Situation oder den besonderen Bedarf eines bestimmten Empfängers oder einer bestimmten Organisation. Dieser Beitrag wird nicht im Rahmen einer Vertragsbeziehung zur Verfügung gestellt. Es ist weder ein Verkaufsangebot noch eine Aufforderung zur Abgabe eines Kaufangebots oder zur Zeichnung einer Investition noch eine Beratung über die Vorzüge einer Anlage. Der Erwerb von Edelmetallen birgt Risiken, die zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen können. Die Informationen ersetzen keine auf die individuellen Bedürfnisse ausgerichtete fachkundige Anlageberatung. Diesem Dokument liegen Informationen aus Quellen zugrunde, die die Herausgeber für vertrauenswürdig erachtet, die sie jedoch nicht selbständig verifiziert haben. Darüber hinaus stellen die in diesem Dokument wiedergegebenen Analysen und Einschätzungen, einschließlich aller zukunftsgerichteter Aussagen, eine Beurteilung zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Dokuments dar und können ohne Vorankündigung geändert werden. Es gibt keine Gewähr, dass zukunftsgerichtete Aussagen eintreten werden. Die Herausgeber übernehmen daher keine Haftung für die Richtigkeit und Vollständigkeit der in diesem Dokument enthaltenen Daten und Analysen. Die Herausgeber übernehmen keine Haftung – weder ausdrücklich noch stillschweigend – für Schäden oder Verluste jedweder Art und jedweder Ursache, die durch die Verwendung oder das Vertrauen auf die in diesem Beitrag enthaltenen.