Im Gegensatz zu anderen Edelmetallen war Palladium in den vergangenen Jahren auf einem Höhenflug, der im März auf einem Rekordhoch endete. Umso stärker hat das Metall anschließend korrigiert. Kann eine Trendwende gelingen?
US-Präsident Donald Trump hat am vergangenen Sonntag viele Investoren auf dem falschen Fuß erwischt und zusätzliche Strafzölle auf chinesische Produkte angekündigt. Damit trüben sich die Perspektiven für die chinesische und damit die Weltwirtschaft ein, war doch das Wirtschaftswachstum Chinas in den vergangenen Jahren der stärkste Antriebsmotor für die Weltwirtschaft.
Gleichzeitig bekommt die US-Wirtschaft Gegenwind, weil viele chinesische Produkte in den USA deutlich teurer werden, was die Nachfrage der US-Verbraucher und -Unternehmen dämpft. Damit geht auch die Gefahr einher, dass viele US-Unternehmen die Gelegenheit nutzen könnten, um die eigenen Preise zu erhöhen.
Trumps Ankündigung ist auch eine schlechte Nachricht für den Palladiumpreis, dämpft doch ein schwächeres Konjunkturumfeld die Autonachfrage deutlich. Sie macht rund 80 Prozent der Nachfrage nach physischem Palladium aus, wobei es vor allem in Katalysatoren von Benzinfahrzeugen zum Einsatz kommt. Die Investorensorgen haben den Preis des Metalls nun auf das niedrigste Niveau seit Ende Januar fallen lassen, gegenüber dem Vorjahresstand notiert das Edelmetall allerdings um ein Drittel höher.
Weltweite Autoindustrie schwächelt
Für die ohnehin schwächelnde weltweite Autoindustrie bedeutet die Verschärfung des Handelsstreits weiteren Gegenwind nachdem der Autoabsatz in China, den USA und Europa im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahr jeweils gesunken war. Im April hat sich die Lage in den USA weiter verschlechtert: Die Verkäufe von Pkws, SUVs und Pick-Ups sind um sechs Prozent gegenüber dem Vormonat auf eine Jahresrate von 16,4 Mio. Fahrzeuge eingebrochen und lag außerdem deutlich unter den Schätzungen der Volkswirte von 17 Mio. Einheiten. Das war das größte Minus seit Mai 2011, der Absatz ist damit auf das Niveau von Oktober 2014 abgerutscht.
Zuvor sind die Absatzzahlen für Europa im März um 3,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken. Das war der siebte Monat in Folge mit einem Rückgang. Allerdings steigen viele Autokäufer wegen des Abgasskandals bei Volkswagen und der Sorge um die Umweltverschmutzung verstärkt auf Fahrzeuge mit Benzinmotor zulasten von Diesel um, was wiederum die Palladiumnachfrage ankurbelt. Laut dem Branchenverband ACEA ist der Anteil der neuen Pkws mit Benzinmotor im ersten Quartal in der EU um 3,8 Prozentpunkte auf 59,3 Prozent gestiegen, der Diesel-Anteil dagegen um fast sechs Prozentpunkte auf 32,2 Prozent gesunken.
Jahrelanges Angebotsdefizit
Hinzu kommt, dass es weiterhin ein deutliches Angebotsdefizit am Weltmarkt geben soll. Laut der Researchfirma Metals Focus wird er sich in diesem Jahr auf 789.000 Unzen belaufen – das ist für einen Markt, der ein jährliches Volumen von lediglich zehn Mio. Unzen hat, vergleichsweise viel. Sollte es tatsächlich dazu kommen, wäre es das achte Jahr in Folge, indem das Palladiumangebot geringer wäre als die Nachfrage. Die Analysten von Metals Focus sagen zudem für die nächsten Jahre eine ähnlich große Lücke vorher.
Gestützt wird der Palladiumpreis zudem von den jüngsten Konjunkturdaten aus China, wie etwa zu den Einzelhandelsumsätzen, der Industrieproduktion oder zuletzt den Importen, die besser als erwartet ausgefallen sind. Das deutet daraufhin, dass die bisherigen Maßnahmen der Regierung und der Notenbank greifen und es trotz des Handelskriegs zu einer Belebung der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft gekommen ist. Sollten die Handelsgespräche zwischen den USA und China noch zu einem guten Ende kommen, könnte dies auch beim Palladiumpreis ein Auslöser für eine positive Trendwende sein.
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