Während die Aktienmärkte im Oktober einen goldenen Herbst feierten, sackte der Palladiumpreis ungewöhnlich kräftig ab. Neue Vorschriften der EU-Mitgliedsstaaten drücken die Stimmung. Auch langfristig stellt die hohe Abhängigkeit von der Automobilindustrie ein Risiko dar.
Die Würfel sind gefallen: Ende Oktober einigten sich die EU-Mitgliedsstaaten darauf, den Verkauf von Neuwagen mit Verbrennungsmotor ab 2035 zu verbieten. Auch wenn bis dahin noch viel Zeit vergeht steht zumindest fest, dass die Nachfrage nach Palladium-Autokatalysatoren für Neuwagen in den nächsten Jahren deutlich abnehmen wird. Zahlreiche Hersteller dürften frühzeitig die Umstellung auf rein elektrische Modelle vornehmen. Und auch von den neuen Vorschriften der Euro-7-Normen erfährt Palladium derzeit keine Unterstützung.
Die von der Europäischen Kommission veröffentlichten Vorgaben blieben für Benzinfahrzeuge gleich. Anders formuliert: Die in den Autos verwendete Menge an Palladium wird sich kaum ändern. Da zugleich der Marktanteil von batterieelektrischen Fahrzeugen weiter zunimmt, sinkt der Bedarf an Palladium. Insgesamt entfällt auf die Automobilindustrie rund 80 Prozent der weltweiten Palladium-Nachfrage.
Höhere Nachfrage in Schwellenländern
Auch kurzfristig sind die Perspektiven durchwachsen. Sollte es 2023 zu einer Rezession in Europa und den USA kommen, dürfte die Nachfrage nach Fahrzeugen sinken und sich preisbelastend auf Palladium auswirken. Allerdings könnte der Rückgang durch einen erhöhten Bedarf in den Schwellenländern teilweise kompensiert werden. So lagen die Pkw-Verkäufe in Indien im Oktober wieder über dem Vor-Corona-Niveau. Bei einer anhaltend robusten Nachfrage könnte Indien somit die Schwäche in den Industrieländern ausgleichen, zumal die anstehende letzte Phase bei der Anpassung der Emissionsvorschriften von Bharat 6 eine höhere Palladiumbeladung der Katalysatoren erforderlich macht.
Spannend bleibt auch die Lage auf der Angebotsseite. Aufgrund zahlreicher Stromausfälle in den südafrikanischen Minen sowie der angespannten Verfügbarkeit des Edelmetalls wegen des Kriegs in der Ukraine und den verhängten Sanktionen kommt es immer wieder zu Versorgungsunterbrechungen, die den Preis steigen lassen. Im kommenden Jahr sollte sich die Situation aber deutlich entspannen, weil die Produzenten über hohe unverarbeitete Bestände verfügen.
Palladium-Angebot steigt
Sobald die Verarbeitungsprobleme gelöst sind, dürfte ein größeres Angebot auf den Markt kommen. Schätzungen zufolge wird das Defizit 2022 im kommenden Jahr von einem Marktüberschuss bei Palladium abgelöst. Die Entspannung auf der Angebotsseite könnte also auf ein schwächeres Nachfrageumfeld treffen, was sich negativ auf den Preis auswirken dürfte.
Aus dem Blickwinkel der Markttechnik ist die Lage hingegen noch als neutral zu bewerten. Seit Mai bewegt sich die Feinunze in einer Range zwischen 1.770 und 2.340 USD. Aktuell steht der Kurs ungefähr in der Mitte. Weiter steigende Kurse sind somit möglich, für Neueinsteiger wird das Chance-Risiko-Verhältnis aber wieder schlechter. Erst ein Ausbruch aus der Spanne liefert mittelfristig neue Signale.
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