Marktreport Erstellt am  17. September 2020
Gold mit zweiter Welle
Der Goldpreis hat in den vergangenen zwei Wochen eine Pause eingelegt und pendelt nach seinem rasanten Anstieg in den Monaten zuvor vor allem seitwärts. Mit der neuen Strategie der US-Notenbank könnte Gold neue Impulse erfahren und aus dem aktuellen Seitwärtstrend nach oben ausbrechen.


Die Weltwirtschaft erholt sich allmählich von den Folgen der Corona-Pandemie - wenn auch das Vorkrisen-Niveau noch längst nicht erreicht ist. Die Zentralbanken haben daher beteuert, weiter auf dem geldpolitischen Gaspedal zu bleiben, allen voran die US-Notenbank Fed. Ihr Chef Powell hat erklärt, alle geldpolitischen Instrumente zu nutzen, welche die Notenbank im Repertoire hat.

Gleichzeitig will sie eine neue Strategie verfolgen, bei der die Inflation im Mittelpunkt steht. Da die US-Wirtschaft noch weit vom alten Leistungsstand entfernt ist, soll das Inflationsziel von 2 Prozent aufgeweicht werden. Fed-Chef Powell will eine über 2 Prozent liegende Inflation auch für einen längeren Zeitraum akzeptieren, ohne gleich mit Maßnahmen wie etwa Leitzinserhöhungen gegenzusteuern. Die 2-Prozent-Inflationsregel soll nur noch über einen längeren Zeitraum gelten. Das heißt, dass die Inflation nach Phasen von weniger als 2 Prozent Inflation auch von längeren Phasen abgelöst werden kann, die über einer zweiprozentigen Inflation liegen. Der Arbeitsmarkt bleibt dagegen im Fokus der Fed, wobei es auch hier erst zu Zinserhöhungen kommen soll, wenn die Arbeitslosenquote nachhaltig zu einer höheren Teuerung geführt hat.
Gold als Inflationsschutz gefragt
Die US-Notenbank kann durch diese Neuausrichtung ihre expansive Geldpolitik länger fortsetzen, um die US-Wirtschaft nachhaltig wieder auf einen Wachstumspfad zu bringen. Eine Folge dieser neuen Geldpolitik könnte aber sein, dass eine höhere Teuerung entsteht als in den Jahren zuvor. Sie lag dann meist deutlich unter der 2-Prozentschwelle. Durch eine ansteigende Teuerung gewinnt Gold wiederum als klassischer Inflationsschutz an Bedeutung.

Entscheidend ist dabei die Entwicklung des Realzinses, also der Zinsen nach Inflation, die den Goldpreis langfristig beeinflusst. Sollte die Inflation tatsächlich ansteigen und die Leitzinsen durch die expansive Geldpolitik der US-Notenbank, aber auch durch andere weltweit bedeutende Zentralbanken, die ähnlich expansiv vorgehen, niedrig bleiben oder gar weiter sinken, fällt auch der Realzins. Er kann in Europa dann sogar weiter in den negativen Bereich fallen. Diese Kaufkraftverluste können durch ein Gold-Investment vermieden werden, da Gold keine Zinserträge oder Dividenden abwirft. Bei positiven Realzinsen leidet der Goldpreis, aber in Zeiten von niedrigen oder gar negativen Realzinsen spielt Gold seine Stärke aus, weil keine negativen Zinserträge beim Edelmetall entstehen.
Dollarschwäche gibt Gold Rückenwind
Ein weiterer Faktor, der den Goldpreis zuletzt positiv beeinflusst hatte, war die Dollarschwäche. Ein fallender Greenback lässt Gold für die zahlreichen internationalen Investoren günstiger werden, weshalb der Goldpreis in diesem Fall tendenziell sinkt. Der rückläufige Dollar hatte Gold schon das gesamte Jahr über beflügelt und zuletzt auch in der Seitwärtsphase gestützt. Auch die sinkenden US-Zinsen sorgen für Druck auf den Dollar, der dadurch einen Teil seines Zinsvorteils gegenüber zahlreichen anderen Währungen eingebüßt hat. Gold dürfte daher einer der gefragtesten Anlagen in 2020 bleiben.
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