Marktreport Erstellt am  25. Februar 2021
Gold kurzfristig mit Gegenwind
Der Goldpreis hat im vergangenen Jahr eine starke Performance abgeliefert und ein Plus von mehr als 20 Prozent hingelegt. Zuletzt spürte das Edelmetall aber reichlich Gegenwind und gab in den vergangenen sechs Monaten knapp 10 Prozent nach - sonst wäre 2020 noch besser ausgefallen. Die langfristige Perspektive stimmt allerdings wieder zuversichtlich.
Die größte Belastung für den Goldpreis in den vergangenen Monaten waren die gestiegenen Anleiherenditen. Sie hatten in den USA die Marke von 1,4 Prozent bei den zehnjährigen Papieren erreicht. Noch vor knapp neun Monaten lagen sie bei 0,5 Prozent. Der Goldpreis verliert durch die steigenden Renditen an Attraktivität, da die Feinunze selbst keine Zinserträge abwirft.

Nachhaltig steigende Renditen dürften Gold weiter belasten. Hinzu kommt die gestiegene Risikofreude der Anleger. So notieren die Aktienmärkte ungeachtet der jüngsten Konsolidierung nahe ihren Rekordhochs. Allerdings dürften auch Aktien bei einem Zinsanstieg an Attraktivität verlieren, da sie bei höheren Renditen für zahlreiche Anleger nicht mehr alternativlos sind.
ETF-Investoren ziehen sich zurück
Auch der US-Dollar hat seit Jahresbeginn an Wert gewonnen und ist damit zu einer Bürde für das Edelmetall geworden. Ein steigender Greenback macht Gold, welches in Dollar notiert, für die ausländische Investoren teurer – das belastet die Goldnachfrage. In diesem Umfeld haben sich ETF-Investoren zurückgezogen. Seit Jahresbeginn sind die Bestände der Gold-ETFs deutlich gefallen. Noch im vierten Quartal hatten sie ein Rekordniveau erreicht. Auch die spekulativen Anleger an den US-Terminmärkten haben den Abbau ihrer Positionen fortgesetzt.
Hohe Schulden und sinkende Realrenditen begünstigen Goldinvestments
Aber es ist nicht alles schlecht: Für Gold spricht nach wie vor die expansive Geldpolitik der wichtigsten globalen Notenbanken. Fed, EZB & Co. werden die Leitzinsen noch sehr lange niedrig halten. Und zwar auch um die durch die Corona-Krise gestiegenen Staatsschulden nicht zu einer starken Hypothek werden zu lassen. Die Anleihekaufprogramme bleiben den Aussagen von Fed-Chef Jerome Powell und EZB-Chefin Christine Lagarde zufolge ebenfalls noch lange bestehen.

Niedrige Zinsen, aber vor allem tiefe Realrenditen, lassen den Goldpreis aufgrund der fehlenden Opportunitätserträge heller scheinen. Sowohl in den USA als auch in der EU befinden sich die Realrenditen, also die Anleiherenditen nach Abzug der Inflation, im negativen Bereich. Künftig besteht sogar die Gefahr einer zunehmenden Preissteigerung, da die Inflationserwartungen in Europa und den USA zugenommen haben. Die Realrenditen würden in diesem Szenario noch stärker in den negativen Bereich rutschen, was entsprechend positiv für Gold wäre.
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