Bisher erwies sich die US-Wirtschaft gegenüber der weltweiten Konjunkturschwäche als Fels in der Brandung. Nun scheint sich das Blatt zu wenden. Einige viel beachtete Wirtschaftsdaten sackten zuletzt überraschend kräftig ab und schüren Sorgen vor einer Rezession. Auch die Unsicherheit in Sachen Handelsstreit und Brexit lässt Investoren in sichere Häfen wie Gold flüchten. Doch genau dieser Faktor bremst die Fantasie für die Feinunze.
Nicht nur das Wetter wird derzeit wieder ungemütlicher, auch die Stimmung an den Finanzmärkten kühlt sich ab. Verantwortlich dafür sind besonders unerwartet schwache Konjunkturdaten aus den USA. Der Einkaufsmanagerindex für die Industrie sackte im September auf ein 10-Jahrestief ab und folgt somit den schwachen weltweiten Branchenvorgaben. Noch schwerer wiegt aber die Tatsache, dass nun auch der wesentlich wichtigere Dienstleistungsbereich schwächelt. Bisher war der Sektor eine zentrale Stütze der US-Konjunktur. Vor dem wichtigen Weihnachtsgeschäft könnte die Konsumlaune leiden, mit direkten Auswirkungen für die US-Konjunktur. Zwar überraschten die Arbeitsmarktdaten in der Vorwoche teilweise positiv, die stagnierende Entwicklung der Stundenlöhne mahnt aber ebenfalls zur Vorsicht. Dienstleistungen und der private Verbrauch, der einen Anteil von knapp 70 Prozent am US-BIP hat, sind entscheidend für die amerikanische Wirtschaft.
Geldpolitik als Stütze
Im Gegenzug sind zuletzt wieder die Zinssenkungserwartungen gestiegen. Knapp 80 Prozent der Marktteilnehmer rechnen auf der Fed-Sitzung am 30. Oktober mit einer erneuten Reduzierung um 25 Basispunkte auf 1,5 bis 1,75 Prozent. Mitte September lag die Quote bei lediglich 20 Prozent. Die richtungsweisende Rendite der 10jährigen US-Anleihen kam zuletzt von 1,9 auf 1,55 Prozent zurück und steht im Bereich des Jahrestiefs. Sowohl die fallenden Zinsen wie auch die zunehmende Konjunktursorgen stabilisieren den Goldpreis. Rückenwind erfährt die Feinunze zudem von der Ungewissheit, wie es in Sachen Handelsstreit und Brexit weitergeht. Ab dem 10. Oktober sollen die Verhandlungen zwischen Peking und Washington auf ranghoher Ebene weitergehen, eine Lösung zeichnet sich nicht ab. Gleiches gilt für den Brexit: Die vom britischen Premierminister Johnson vorgelegten Pläne wurden von der EU als unzureichend zurückgewiesen, möglicherweise wird der Brexit daher auf dem EU-Gipfel am 17. und 18. Oktober nicht auf der Agenda stehen. Somit bleibt ein Brexit ohne Abkommen am 31. Oktober weiterhin möglich.
Goldimporte brechen ein
Trotzdem pendelt Gold seit Anfang August nur seitwärts, verteidigt aber die kräftigen Gewinne von rund 15 Prozent seit dem Jahreswechsel. Aus markttechnischer Sicht ist der Preis trotz der Konsolidierung weiterhin leicht überhitzt, der Abstand von knapp zehn Prozent zur 200-Tage-Linie auf erhöhten Niveau. Mit dem kräftigen Sprung war Gold zuletzt in einigen Ländern außerhalb des Dollar-Raums so teuer wie nie zuvor, dies drückt die physische Nachfrage. So importierte Indien im September nur 13,5 Tonnen und damit 86 Prozent weniger als im Vorjahr.
An den Terminmärkten haben sich Investoren hingegen mit Gold bereits eingedeckt. Zwar fielen die Netto-Spekulationen von 312.000 auf 269.000 Kontrakte. Trotzdem liegen die Positionen weiter derart hoch, dass viele positive Nachrichten für Gold eingepreist erscheinen, was kurzfristig gegen steigende Kurse spricht. Und auch die Saisonalität zeigt für Gold im November und Dezember eher leicht abwärts. Gold-Fans brauchen daher Geduld.
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