Der Goldpreis steigt und steigt und steigt
Das Edelmetall macht seinem Ruf als eine der renditestärksten Anlagen in diesem Jahr somit alle Ehre. Mit rund 2.484 Dollar war eine 31,1 Gramm schwere Feinunze am 17. Juli so teuer wie nie zuvor. Zwar schwankt Gold aktuell wieder um die Marke von 2.400 Dollar, doch der grundlegende positive Trend bleibt intakt.
Neben der Zinspolitik stand zuletzt vor allem die US-Politik im Fokus. Die Anfang November anstehende US-Präsidentschaftswahl wirft bereits jetzt ihre Schatten voraus, zumal der Wahlkampf in den Vereinigten Staaten nun nochmal eine neue Richtung einschlagen dürfte, nachdem der amtierende demokratische Präsident Joe Biden seine Kandidatur zurückzog und nun Vizepräsidentin Kamala Harris unterstützt. Im republikanischen Lager hingegen löste das Attentat auf Donald Trump eine ungeahnte Welle der Unterstützung für den ehemaligen Präsidenten aus.
Viele Ökonomen verbinden eine Wiederwahl Trumps mit einem steigenden Haushaltsdefizit. Der 78-Jährige will Steuersenkungen durchsetzen und damit den mit rund 120 Prozent im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt schon jetzt enormen Schuldenberg weiter erhöhen. Zudem äußerte sich der Präsidentschaftskandidat zurückhaltend über eine amerikanische Unterstützung Taiwans im Falle eines chinesischen Angriffs, was weltweit für Verunsicherung sorgte. Beides dürfte die Attraktivität des Krisenmetalls Gold nicht gerade reduzieren, im Gegenteil.
Notenbanken bleiben auf der Käuferseite
Aus Furcht vor einem damit einhergehenden schwächeren US-Dollar dürften die Zentralbanken weltweit ihre Goldkäufe ausweiten. Laut einer Umfrage des World Gold Council sieht es ganz danach aus, als ob die Währungshüter auch in diesem Jahr auf dem Weg zu einem neuen Goldrekord sind. 29 Prozent der befragten Notenbanken beabsichtigen, ihre Goldreserven in den nächsten zwölf Monaten aufzustocken. Dies ist der höchste Anteil seit Beginn der Umfrage im Jahr 2018. Mit Blick auf den Dollar zeigt sich die deutliche Mehrheit skeptisch. Sechs von zehn Zentralbanken wollen ihre Bestände auf Sicht der kommenden fünf Jahre reduzieren; nur jede fünfte plant, zusätzliche Reserven in der US-Währung aufzubauen.
Für 88 Prozent der Befragten ist der langfristige Werterhalt bzw. Inflationsschutz der wichtigste Aspekt für den Ausbau ihrer Goldreserven. Es folgen „Performance in Krisenzeiten“ (82 Prozent), „effektive Portfoliodiversifikation“ (75 Prozent) und „kein Ausfallrisiko“ (72 Prozent). Als weitere Gründe werden nicht zuletzt die geopolitische Instabilität und ein Wandel des Kräfteverhältnisses in der Weltwirtschaft genannt.
Zu den zentralen Impulsgebern für den Goldpreis zählt aber natürlich auch nach wie vor die Geldpolitik. Hier ist die Erwartung in eine Fed-Zinssenkung im September zuletzt weiter gestiegen, nachdem sich US-Notenbankchef Jerome Powell zufrieden über die aktuelle Inflationsentwicklung geäußert hatte. Man habe bei der Bekämpfung des starken Preisauftriebs im Laufe des zweiten Quartals einige Fortschritte gemacht. Dies stärke die Zuversicht, dass das Tempo des Preisanstiegs auf nachhaltige Weise zum Ziel der Fed zurückkehre. Im Juni waren die US-Verbraucherpreise mit 3,0 Prozent weniger stark gestiegen als im Mai (3,3 Prozent) und im April (3,4 Prozent).
Auch US-Anleger wagen sich aus der Deckung
An den Märkten keimt daher jetzt wieder die Hoffnung auf eine baldige US-Zinswende auf: Laut dem FedWatch Tool der Chicagoer Terminbörse liegt die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung um 25 Basispunkte im September bei 94,2 Prozent. Die Auguren erwarten mittlerweile bis zu drei Zinssenkungen bis zum Jahresende. Die Reaktion der Börse ließ nicht lange auf sich warten: Die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen fiel auf den tiefsten Stand seit Mitte März – was den Preis des gelben Edelmetalls zusätzlich beflügelte. Denn mit sinkenden Renditen steigt die Attraktivität des zinslosen Goldes.
Auch die Anleger scheinen wieder mehr Zuversicht zu gewinnen: Nachdem Gold-ETFs bereits im Juni den zweiten Monat in Folge Nettomittelzuflüsse verzeichneten, setzte sich dieser Trend auch im Juli fort. Laut Bloomberg sind die ETF-Bestände bis Freitag vergangener Woche um 33 Tonnen gestiegen. Erfreulich: Die Zuflüsse erstrecken sich inzwischen auch auf Gold-ETFs in den USA, die im Juni noch Abflüsse verzeichneten. Zuletzt hielten die in den USA und Europa beliebten Anlagevehikel 82 Millionen Feinunzen. Dies war der höchste Stand seit Anfang April.